Ess-Gewohnheiten bewusst wahrnehmen!

 
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Es ist Montag 6 Uhr. Bevor du zur Arbeit fährst, nimmst du wie jeden Wochentag dein Frühstück zu dir. Währenddessen checkst du ab, was sich über Nacht auf Facebook und Instagram getan hat. Mit deiner Kaffeetasse ausgerüstet stiefelst du in Richtung Badezimmer, machst dich fein und um Punkt 7 Uhr sitzt du im Auto Richtung Arbeit. Wie jeden Morgen hältst du beim Bäcker an, um dir irgendwas für zwischendurch zu holen. Meist entscheidest du dich für das Käsebrötchen oder das Plunderstück.

Als deine Kollegin von ihren gestrigen Diskussionen mit ihrem Mann im Möbelhaus ganz aufgebracht berichtet und dabei ihr Brötchen verdrückt, versuchst du irgendwie mit einem Auge auf deine Mails zu stielen. Das Knistern ihrer Brötchentüte erinnert dich an das Puddingteil, welches du eigentlich später essen wolltest. Naja, ob du es jetzt isst oder später. “Ist ja eigentlich egal”, denkst du dir.

Beim Krümel aus der Tastatur pulen, läuft das dünne Blondchen grüßend aus der Nachbars-Abteilung an deinem Büro vorbei. Wie oberflächlich die ganzen Männer sind, die ihre Blicke von ihr nicht ablassen können. “Ihr könnt den Mund wieder zu machen”, denkst du. Ganz automatisch keimt in dir der Gedanke auf, dass du mittags nur einen Salat essen solltest.

Um 11:30 Uhr holen dich Klaus und Tina ab. In der Kantine gibt es Salat. Salat weil du keinen Hunger hast und nun doch ein Brötchen, damit du durch den Tag kommst. Die Pause wird mit dem Gang zur Kaffeebar beendet. Pappesatt, aber Kaffee schwarz ist nicht deins. Es sollte schon ein Cappuccino sein. Nun fühlst du dich schwer und antriebslos. Wie sollst du den Tag nur überstehen?

Zwei Termine später – Termine in denen du wohl bemerkt nicht einmal nach den servierten Keksen gegriffen hast und zeitgleich mega fasziniert deinen Chef beobachtet hast, der sich total ungeniert den Bauch vollgeschlagen hat – ruft Klaus, dass ihr jetzt das Ständchen für Vanessa singen wollt. „Die hatte doch gestern Geburtstag!“ Natürlich hat sie Kuchen mitgebracht und natürlich greifst nach ihrer Aufforderung beherzt zu. Man hat ja nur einmal im Jahr Geburtstag.

Deinen Feierabend verbringst du wohlverdient auf der Couch, solange bis dein Mann nach Hause kommt und du das Abendessen zubereiten kannst. Inspirationssuchend läufst du immer mal wieder in die Küche und schaust in den Kühlschrank. Jedesmal greifst du nach einer Kleinigkeit. Mal ein Stück Käse, mal eine Nudel vom Vortag, mal ein Mon Chéri. Jedes mal sagst du dir „nur noch das“.

Beim Kochen probierst du hier und da, sodass du dir nur noch eine kleine Portion beim gemeinsamen Essen auf tust. Auf die Frage, ob du davon satt wirst antwortest du mit einem scheinheiligen „Ja, ich brauche eigentlich nicht so viel!“. Du isst und während er von der Arbeit erzählt, überlegst du, ob du es mal mit Intervallfasten probieren solltest. Schließlich habe es viele geschafft, damit abzunehmen. Und so viel abnehmen musst du ja gar nicht. Aber leichter fühlen und wieder in die Hose von vor zwei Jahren passen, wäre gut. Ok, morgen Intervallfasten. Und wenn das nicht funktioniert, dann nur Obst und Gemüse.

Gefangen im Automatismus

Vielleicht arbeitest du nicht im Büro, vielleicht ist es kein Blondchen, deren Figur dich immer wieder daran erinnert, dass du dein Essverhalten nicht auf Reihe bekommst und vielleicht bist du nicht verheiratet. Vielleicht hast du Kinder, kannst nie nach dem Feierabend auf der Couch liegen und vielleicht kannst du Mon Chéri nicht ausstehen. Dieser Tagesablauf soll beispielhaft verdeutlichen, in welchem Automatismus wir manchmal gefangen sind. Obwohl wir merken, dass wir unzufrieden sind mit dem, was wir essen und mit unserem Körper, der uns immer wieder an die falschen Entscheidungen erinnert, fehlt irgendwas um hier erfolgreich zu sein.

Wir stellen dann bestimmte Lebensmittel in den Fokus, indem wir sie nach “gut” und “schlecht” kategorisieren und verzichten oder machen Sport um die vielen überschüssigen Kalorien zu kompensieren.

Wie oft isst du, weil du Hunger hast?

Ich möchte dich einladen, mal ganz bewusst zu reflektieren wonach du deinen Zeitpunkt zu essen ausrichtest!

Kann es sein, dass Gewohnheiten, Vorgaben von außen, Events und Angebote hier die Richtung vorgeben?


  • Gewohnheiten/Routinen: Immer, wenn du am Bäcker vorbei fährst, hältst du an und holst dir ein Käsebrötchen oder Plunderstück. Jeden Abend isst du um 19 Uhr zusammen mit deinem Mann, etc.

  • Vorgaben von außen: Um 11:30 Uhr ist die festgelegte Mittagspause, etc.

  • Events: Feierlichkeiten, etc.

  • unerwartete Angebote: Probierstand im Einkaufsmarkt, Keks zum Coffee to go etc.


Ernährungstagebuch

In meinem Ernährungscoaching setze ich nicht das übliche Ernährungstagebuch zur Überprüfung von Essensmengen etc. ein, um ein Gespür für das Essverhalten meines Gegenübers zu erhalten.

Ich rate dir, dir erstmal selbst die Frage zu beantworten, wann du isst. Wann ist in diesem Fall nicht zeitlich zu verstehen, sondern als Reaktionsverhalten auf eine bestimmte Situation. Erst, wenn du dein momentanes Essverhalten richtig verstanden hast und deinen Körper akzeptierst (dazu wann anders mehr) wirst du langfristig und ohne Druck etwas ändern können.

Du könntest aufschreiben, was du isst. Vielleicht fällt dir gleich der Grund dafür ein. Wenn nicht, könntest du schauen, ob es in die Kategorien Routine, Event oder Hunger passt oder, ob du es nicht benennen kannst.

Wenn du dir noch nicht erklären kannst, warum du isst dann kann es hilfreich sein, sich später diesem Punkt noch einmal zu widmen. Ist es ein innerer Drang – sozusagen eine Kurzschlussreaktion, die dich essen lässt?

Mach dies ein paar Tage und sammle deine Ergebnisse. Wann isst du? Reichen dir die Erkenntnisse, um dein Verhalten zu verändern? Womit würdest du jetzt beginnen?

Optimal wäre es, ausschließlich zu essen, wenn körperlicher Hunger auftaucht. Die Praxis verrät aber, dass wir in den meisten Fällen aus allen möglichen Gründen essen, nur häufig eben nicht, wenn wir hungrig sind! Stichwort ist hier neben den Gewohnheiten das emotionales Essen. Dies ist der Fall, wenn wir aus Langeweile, Stress, Freude, Trauer etc. essen.

Im nächsten Schritt spielen alternative Verhaltensweisen eine Rolle. Es ist nicht schön, wenn wir nur das eine (Wohlfühlgewicht) haben können, aber dafür jedes Mal auf Vanessas Geburtstagskuchen verzichten müssen. Vor allem weil Verzicht ein Extrem ist, das früher oder später ins andere Extrem kippt. So könnte ich mir beim nächsten Mal vornehmen das Stück Kuchen anzunehmen, mir aber für später aufzuheben. Für dann, wenn der Hunger da ist!

Teile mir gerne deine persönlichen Ergebnisse per E-Mail mit und wir schauen, wie du selbst oder wir gemeinsam das Thema angehen können.